ie  Weihnachtsforellen  © Ulla Leber

 
Meine Tochter ist ü.Dreißig. Sie ist in ihrem Beruf eine tüchtige Kraft, einsatzbereit,belastungsfähig, umsichtig und zuverlässig. Aber vom häuslichen Kochen hält sie nichts, rein gar nichts!
"Warum soll ich kochen?", pflegt sie zu sagen.  "Das bringt nichts. Wenn ich mir etwas hole oder bringen lasse, ist das genau so teuer und ich habe keine Arbeit, vor allem keinen
Abwasch und sooo."
Bei diesem und sooo , blickt sie verächtlich auf meine Spüle, wo sich das Geschirr stapelt.

"Ich lebe nur mit Dir zusammen, unter der Bedingung, dass Du mir keine Vorwürfe machst, wenn ich nicht koche. Denn das werde ich niemals tun!", hatte sie ihrem Freund klar gemacht, bevor sie bei ihm einzog.
Der hatte ihr versichert, dass er diese Weigerung akzeptiere und er ja auch selbst kochen könne.
Als ich das erste Mal seine Küche betrat und die Unzahl von Gewürzdöschen, Öl- und Essigfläschchen zur Kenntnis nahm, dachte ich einen Augenblick, es sei
wirklich so und meine nichtkochende Tochter sei  bei diesem Hobbykoch in guten Händen. Mittlerweile musste ich einsehen, dass er außer einem griechischem Salat, den er wirklich hervorragend zubereitet, ebenfalls nichts auf den Tisch bringt.

Meine Tochter hielt ihr Einzugsversprechen und betrat die Küche nur zum Kaffeekochen. Dieses "ich koche aber nicht" meiner Tochter galt auch noch vor dem Altar, als die beiden sich das Jawort gaben: "Bis dass der Tod uns scheidet!"
Alle meine Versuche, ihr oder ihm das Kochen des einen oder anderen einfachen, aber schmackhaften Gerichtes beizubringen, scheiterten, bis auf eine Ausnahme.  An Heilig Abend vollzieht sie den Ritus des Kochens, aber natürlich nur, weil ich mich geweigert habe, dass sie sich zu uns einlädt.

Ich war eisern: "Du bist nun verheiratet und musst selbst sehen, wie Du mit Deinem Mann den Heiligen Abend gestaltest. Zumindest ein schmackhaftes Essen musst Du servieren. Das wirst Du doch hinbringen", versuchte ich sie bei ihrer Ehre zu packen.
Alle meine Menü - Vorschläge dazu wurden abgelehnt. Ihre Entscheidung fiel auf
Forellen. 
"Ich backe Forellen!", verkündete sie. "Die muss ich nur in den Ofen schieben. Wenn die Augen weiß werden, sind sie gut."
"Woher weißt Du das?", fragte ich.
"Von einer Kollegin, die hat mir alles erklärt, die macht das auch."

Nun ist der Heilige Abend da, das heißt der "Heilige Nachmittag" ist angebrochen, als bei mir das Telefon läutet.
"Geh mal ran !"sage ich zu meinem Jüngsten, der auf Besuch da ist. Bei den Vorbereitungen zu meinem Essen höre ich  dem Gespräch der beiden zu, denn das Telefon ist auf Freisprechen geschaltet.

Sohn: Du hast Forellen gekauft? Im Realmarkt?
Tochter: Ja, sie sind in Plastik eingeschweißt.
Sohn: Du musst die Forellen erst auspacken.
Tochter: Ich bin doch nicht blöde.
Sohn: Ich mein ja nur.
Tochter: Was mach' ich dann?
Sohn: Du musst sie würzen
, noch ein wenig Salz drauf und ein bisschen Petersilie.
Tochter: Dann in den Ofen?
Sohn: Du musst sie erst in Alufolie einwickeln.
Tochter: In Alufolie? Mach ich. 
Sohn: Ein paar Tropfen Öl kannst du noch draufgeben.
Tochter: Auf die Alufolie?
Sohn: Nein, natürlich auf die Forellen.

Nach diesem letzten Satz muss ich laut lachen. Ich kann nícht anders.
Tochter: Wer lacht da?
Sohn: Die Mama.
Tochter: Die soll aufhören zu lachen, die weiß ja noch nicht mal, wie man eine Forelle
richtig isst!
Wow!
"Aber ich weiß, wie man sie zubereitet", rufe ich."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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