Weihnachten 1959
© Ulla Leber

 

 

 schreiben das Jahr 2006, und wieder nähert sich das Weihnachtsfest. Bis die Geschenke für alle Lieben schön verpackt auf dem Gabentisch liegen, sind etliche große Euro-Scheine über den Kassentisch gereicht worden, ohne die Scheinchen, die noch als Beilage in Briefumschläge wandern.

Mir kommen Gedanken an das Jahr 1959, als die DM gerade 11 Jahre alt  und noch ziemlich knapp im Geldbeutel vorhanden war und als, nach einem wunderschönen Sommer, der Winter ins Land gezogen war.  Wir wohnten  im 1. Jahr in Neu-Isenburg,  mit einem Kind in einer bescheidenen 2 – Zimmerwohnung, die 1 Jahre zuvor noch von Amerikanern besetzt gewesen war. In der Küche sorgte ein Küppersbusch Kohleherd für kuschelige Wärme und das Kochen auf einem ebensolchen Propangasherd war schon luxuriös. Auch das Wohnzimmer wurde mit einem Kohleofen beheizt , und jeden Morgen musste die Asche 2 Stockwerke hinunter und durch den Keller zur Mülltonne gebracht werden. Man lebte bescheiden, und  wir konnten uns  noch an kleinen Dingen erfreuen.
 

Das Weihnachtsfest stand vor der Tür,und das knappe Monatsgeld musste  gut eingeteilt werden, damit ein paar Geschenke auf dem Tisch liegen konnten, ohne ein allzu großes Loch in die Haushaltskasse zu reißen.

 

Einen Weihnachtsbaum hatten wir noch nicht. Wir wollten mit dem Einkauf warten, bis zum 24. Dezember, weil dann die übrig gebliebenen Tannen erfahrungsgemäß billiger verkauft wurden.

 

Zwei Tage vor Heilig Abend hatte mein Mann Nachtdienst. Ich war am Morgen schon auf, als ich ihn mit einem schleifenden Geräusch die Treppe heraufkommen körte. Nanu, was ist denn das?, dachte ich, was bringt er denn da mit?

 

Neugierig öffnete ich die Tür. Da stand er freudestrahlend vor mir, fast wie der Weihnachtsmann persönlich, mit  einem großen Weihnachtsbaum unter dem Arm.

 „Wo hast du denn den her, so früh am Morgen?“, fragte ich erstaunt, „und so ein großer Baum, der war doch sicher teuer?“

„Der fiel direkt vor meine Füße, von einem fahrenden LKW herunter, fast wie vom Himmel, komm’ hilf mir mal herein.“

 

Wir brachten den Baum, der noch nach Wald und schon nach Weihnachten duftete,  ins Wohnzimmer und befestigten ihn im schon bereitstehenden Christbaumständer. Da stand er nun, groß und grün, mit ein wenig verbogenen Ästen und einigen Leerstellen – aber umsonst! Wir hatten mindestens 5,-- DM gespart.
Selten haben wir uns so über einen Weihnachtsbaum gefreut, wie Anno 1959.

 

 

 

 


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